Interkulturelles Klassenzimmer

Hier stellen wir einige erfolgreiche interkulturelle Projekte vor, die unsere Mitglieder an ihren Schulen und in ihren Klassen durchgeführt haben.


Ein P-Seminar arbeitet an einem zweisprachigen Kochbuch

Zu Beginn des Schuljahres 2016/17 kamen dreizehn Schüler des Ohm-Gymnasiums Erlangen in einem P-Seminar unter der Leitung von Frau Anna Klassen zusammen, um ein ambitioniertes Projekt auf die Beine zu stellen: ein zweisprachiges Kochbuch mit Rezepten aus Spanien und Lateinamerika.

Ein Schuljahr hatten die Jugendlichen Zeit für ihr Vorhaben. Nach einer gemeinsamen Recherche- und Planungsphase, in der nicht nur ein konkretes Konzept ausgearbeitet, sondern auch einzelne Arbeitsschritte, Deadlines und Verantwortlichkeiten festgelegt wurden, ging es in Kleingruppen in den heimischen Küchen weiter: Alle Gerichte mussten natürlich nachgekocht und gekostet werden! Die jungen Köche dokumentierten ihre Arbeit fotografisch und trafen Entscheidungen darüber, ob ein Rezept in das geplante Kochbuch aufgenommen werden sollte oder nicht. Der Geschmack spielte natürlich genauso eine Rolle wie der zeitliche Aufwand und der Schwierigkeitsgrad der Zubereitung. Das gemeinsame Kochen und die anschließenden Verkostungen entwickelten sich schnell zu beliebten „Schulterminen außerhalb des Klassenzimmers“, an denen manchmal auch Familienmitglieder teilnehmen durften. Auch die Meinung der potentiellen Kunden blieb nicht unberücksichtigt: An zwei Terminen im Laufe des Schuljahres bereiteten die Seminarteilnehmer ausgewählte Gerichte zu und boten Catering in den Mittagspausen vor Lehrerkonferenzen an, wofür sie viel Lob und Anerkennung von den Lehrern ihrer Schule ernteten. Die Übersetzung der Kochrezepte, die Einigung auf das Layout und die Auswahl der Fotos für das Kochbuch fanden wieder in der großen Gruppe im Klassenzimmer statt. Vier Kreative übernahmen dann die grafische Gestaltung und die Fertigstellung des gemeinsamen Produktes.

LeMi e.V. und die Stadt- und Kreissparkasse Erlangen unterstützten das interkulturelle Projekt als Sponsoren und übernahmen einen Teil der Druckkosten. Insgesamt 100 zweisprachige Kochbücher brachten dank des Projektes ein Stückchen Spanien und Lateinamerika auf die Esstische in Erlangen und Umgebung.

Kontakt: Anna Klassen ( Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann. )


Viele Länder. Viele Sprachen. Viele Freundschaften. Eine Klasse.

Im Schuljahr 2015/16 übernahm ich die Klassenleitung in einer unserer neuen fünften Klassen am Ohm-Gymnasium Erlangen. Auf der Klassenliste meiner 5c standen 27 Namen. Etwa die Hälfte der Schüler hatte einen Migrationshintergrund. Nicht ungewöhnlich. Eher sogar langweilig.

Als nach ein paar Schulwochen anfänglicher Harmonie die ersten ernsteren Streitsituationen zeigten, dass auch verbal zurückgeschlagen wurde und der kulturelle Hintergrund durchaus ein Thema war, haben wir einen Klassenrat einberufen und das Miteinander auf die Tagesordnung gesetzt. Diese 45 Minuten machten die Klasse 5c zu einem Projekt.

Ich machte den ersten Schritt und berichtete von meiner eigenen Migrationserfahrung: Ein neues Land mit 17, eine neue Sprache, sich fremd fühlen und zurechtkommen müssen, Freunde brauchen. Die Kinder folgten bereitwillig meinem Beispiel. Am Ende der Stunde stand fest: Von 27 Schülern unserer Klasse sprachen in nur drei Familien beide Elternteile Deutsch zu Hause. Zwölf unterschiedliche Länder, Sprachen und Kulturen trafen in unserem Klassenzimmer aufeinander. Wir stellten auch fest, dass Freundschaften sich völlig unabhängig davon bildeten, welchen Kulturen man angehörte. Wir haben beschlossen, genau das festzuhalten.

Zwei Wochen später gestalteten wir eine Wand im Treppenhaus unseres Gymnasiums: Viele bunte Plakate, eins für jedes Kind, mit Hinweisen auf sein Herkunftsland und seine Kultur. Farbige Fäden verbanden Plakate der Kinder, die miteinander befreundet waren. Es entstand ein richtiges Netz, das vor allem eins zeigte: Viele Länder. Viele Sprachen. Viele Freundschaften. Eine Klasse.

Kontakt: Anna Klassen ( Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann. )


Paula Maurer Preis für „Kiriminalşipilfilim“

Wie viel Potenzial steckt in einer AG Theater und Film? Der „Kiriminalşipilfilim“, den die Schülerinnen und Schüler der Johann-Daniel-Preißler-Mittelschule in Nürnberg unter der Leitung von Muhittin Arslan im Schuljahr 2010/11 produziert haben, lieferte eine klare Antwort: Für ihren Film erhielt die Gruppe den Paula Maurer Preis. Verliehen wird dieser Preis vom städtischen Amt für Kultur und Freizeit zusammen mit dem Verein für innovative Kulturarbeit. Die Regierung von Mittelfranken, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern und LeMi e.V. unterstützten das interkulturelle Projekt als Sponsoren.

Insgesamt 19 Schülerinnen und Schüler beteiligten sich als Drehbuchautoren, Schauspieler, Regisseure und Produzenten an dem Projekt. Die Handlung führt die Zuschauer nach „Gostanbul“ und an die Johann-Daniel-Preißler-Mittelschule, in derer Aula am 27. Juli 2011 auch die Premiere stattfand. Mit viel Kreativität und Witz erzählen die jungen Filmemacher die Geschichte einer coolen Clique, die sich für einen afrikanischen Schüler ohne Bleiberecht einsetzt und ihn im Sinne eines Kirchenasyls im Beichtstuhl der Kirche St. Anton versteckt. Ein glücklicher Fund von einer mit Geldscheinen gefüllten Pizzaschachtel ermöglicht es den Jugendlichen einerseits, ihren Freund heimlich zu verpflegen, macht sie andererseits jedoch zum Ziel einer Verfolgungsjagd durch eine kriminelle Bande. Für ein Happy End dieser Schülerkomödie sorgte auch die echte Nürnberger Polizei, die für eine Schlüsselszene anrückte und die Bandenmitglieder kamerawirksam verhaftete.

Seinen Erfolg verdankt das Filmprojekt der Kreativität und der Energie der Schülerinnen und Schüler. Im Verlauf der Projektarbeit setzten sie nicht nur ihre eigenen Vorstellungen von Völkerverständigung, Toleranz, Mut und Gerechtigkeit szenisch um, sondern wuchsen auch als Team zusammen und knüpften enge Freundschaften.

Kontakt: Muhittin Arslan ( Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann. )